by Sandra

Es gibt einen Zusammenhang zwischen planetarer und menschlicher Gesundheit. Die Klimakatastrophe ist keine Zukunftsmusik mehr und betrifft jeden einzelnen von uns- das ist mittlerweile dem Großteil der Bevölkerung bewusst. Der Zusammenhang zwischen den Veränderungen unserer Umwelt und der eigenen körperlichen sowie seelischen Gesundheit ist aber bisher nur wenigen bekannt.

Tatsächlich beobachten ÄrztInnen schon jetzt deutliche Auswirkungen in Deutschland, der EU und außereuropäischen Staaten. Das wissenschaftliche Magazin The Lancet geht sogar noch einen Schritt weiter und deklariert den Klimawandel als die größte Bedrohung menschlicher Gesundheit im 21. Jahrhundert.

Eine entscheidende Rolle kommt hierbei dem Anstieg unserer Umgebungstemperatur zu. Für die kommenden Jahrzehnte werden für Deutschland 5-30 zusätzliche Hitzewellen jährlich prognostiziert, schon in den letzten Jahren wurden immer häufiger Extremtemperaturen um 40°C gemessen. Für unseren Körper bedeutet das enormen Stress, denn er muss über vermehrte Durchblutung und Schwitzen die überschüssige Wärme loswerden. Unser Herz arbeitet stärker, wir verlieren Flüssigkeit, Salze und natürlich auch Energie. Insbesondere ältere Personen, vielleicht sogar mit bereits bestehenden Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, können durch diesen Ausnahmezustand in Gefahr geraten. So wird bis zum Jahre 2030 mit zusätzlichen 30.000 Todesfällen durch Hitzeeinwirkungen allein in der EU gerechnet. Die steigenden Temperaturen begünstigen darüber hinaus die Migration krankheitsübertragender Insekten in nördliche Gebiete. So kommt beispielsweise FSME, eine durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, in immer weiteren Teilen Süddeutschlands vor. Auch das Auftreten ehemaliger Tropenkrankheiten wie z.B. des West-Nil-Fiebers wird zunehmend in Europa beobachtet- im Jahre 2018 wurden bereits 2.000 Fälle der durch Mücken übertragenen Erkrankung in der EU dokumentiert.

Der zweite wichtige Faktor, der unsere Gesundheit belastet, ist die Luftverschmutzung. Sie wirkt sich vor allem auf die Atemwege aus- das ist einleuchtend, denn wir atmen ca. 15-mal pro Minute und nehmen pro Tag durchschnittlich 12.000 Liter Außenluft in unsere Lungen auf. Zwar wird durch das Luftleitungssystem (beginnend schon bei den Härchen in der Nase) der grobe Schmutz herausgefiltert, gerade Feinstaub kann aber bis in das Lungengewebe gelangen und sich dort absetzen. Das begünstigt chronisch entzündliche Erkrankungen, wie man sie auch gehäuft bei Rauchern findet. Glücklicherweise können wir in Europa in den letzten Jahren einen generell positiven Trend der Luftqualität beobachten, u.a. bedingt durch strengere Grenzwerte, konsequentere Filterung und den Ausbau erneuerbarer Energien. Trotzdem ist hier der Kampf insbesondere global noch nicht gewonnen- aktuell geht die WHO weltweit von etwa 7 Millionen verfrühten Todesfällen durch unreine Luft aus.

Der letzte Aspekt, auf den hier eingegangen werden soll, ist die mentale Gesundheit. Durch Naturkatastrophen, Hitzeperioden und immer wieder neue schlechte Nachrichten ruft der Klimawandel Wut, Trauer, Frustration, Angst, Schuldgefühle und viele weitere negative Emotionen hervor. Wieder sind hier insbesondere Menschen mit psychischen Vorerkrankungen betroffen- aber auch an sich selbst kann man sehen, wie sehr einen das Thema beschäftigen und belasten kann. In diesem Zusammenhang wurde auch der Begriff der „Solastalgie“ geprägt: ein Gefühl des Verlusts beim direkten Miterleben von Umweltzerstörung, häufig gepaart mit einer Hilflosigkeit, nichts dagegen tun zu können.

Ganz hilflos fühlen müssen wir uns aber nicht- denn nicht nur aus oben genannten Gründen profitieren wir direkt davon, auch an unsere Umwelt zu denken. So kann eine vermehrt pflanzenbasierte Ernährung beispielsweise sowohl unsere CO2- Bilanz als auch unseren Blutdruck senken. Zusätzlich wirkt sie dem Auftreten von Volkskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes, Gefäßverkalkungen und generell Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems entgegen. Und auch wenn wir morgens das Fahrrad anstelle des Autos nehmen, bedankt sich nicht nur das Klima, sondern auch unsere Gesundheit.